Alpencross 2013 - Bericht zur Tour

Die Idee eines Mountainbike-Alpencross schwelte schon lange in unseren Köpfen. Doch es kam immer etwas dazwischen. Dann haben wir es doch noch geschafft, eine Tour zu planen und letztendlich auch durchzuführen. Wobei, viel geplant hatten wir dann doch nicht ;-). Ich habe mir diverse Strecken angeschaut und einfach einen Track zusammengeklickt. Wichtig für mich war, dass die Uina-Schlucht mit dabei ist, die ich schon lange einmal fahren (hüstel, von wegen fahren) wollte. Startpunkt war in Oberstdorf, das angepeilte Ziel war der Gardasee. Irgendwann wurde dann auch der Termin festgelegt, es sollte die erste Juliwoche sein. Das Team bestand aus Reinhard (Reini), Björn, Thorsten (Waldi) und mir selbst. Unterkünfte hatten wir weder vorgebucht noch überhaupt nach Möglichkeiten für Übernachtungen gesucht. Wir wollten so flexibel wie möglich sein und einfach alles auf uns zukommen lassen.

Als der Starttermin näher rückte, musste Kollege Björn leider Absagen, da er kurzfristig Job und Wohnort gewechselt hat und natürlich nicht gleich Urlaub nehmen konnte. Wie kann man seine Lebensplanung nur einer Alpentour vorziehen ;-). Dann bekam Reini noch einen Startplatz beim Dolomitenmarathon, just an dem Wochenende, an dem wir zum Cross starten wollten. So fuhren Reini und ich freitags zum Dolomitenmarathon, erklommen ein paar Pässe mit dem Rennrad und hetzten am Montagmorgen nach Oberstdorf (gut das in einen Golf Variant so viele Fahrräder passen), um uns dort mit Waldi zu treffen. Dieser kam gerade gut erholt aus Mallorca zurück und so schafften wir es dann doch (zumindest zu dritt) einen Alpencross zu fahren.

BTW: Einen Tag vor der Abfahrt mussten wir unser Gepäckkonzept nochmal überdenken. Ein Rucksack mit 6 Kilo könnte auf Dauer den Rücken schmerzen lassen. So besorgten wir uns Taschen, die man am Sattelrohr befestigen konnte und den Rucksack bzw. den Rücken dadurch entlasten. Waldi, zu dem Zeitpunkt noch auf Mallorca, bekam eine WhatsApp geschickt, damit er sich auch noch (sehr) kurzfristig etwas überlegen konnte ...

Wir starten in Oberstdorf bei bestem Wetter und mit noch besserer Laune. Zunächst kommen wir gut voran, es ist ja auch (noch) flach. Dann stellt sich uns die erste Steigung in den Weg und die hat schon mächtig Prozente. Wir passieren eine wandernde Familie - ja, wir sind sogar schneller als Fußgänger – deren Oberhaupt in norddeutschem Platt seinen Lieben zurief, „guckt maal, dafür braucht man den ersten Gang. Bei uns anner Küste braucht man den nich!“ Als wir den Berg ein ganzes Stück erklommen haben, bemerken wir, dass der Track viel weiter unten im Tal verläuft. Also waren die bisherigen Höhenmeter umsonst. OK, das nächste Mal passen wir aber besser auf ;-). Also wieder runter vom Berg und auf dem richtigen Weg gestrampelt. Nach einem flachen Stück geht es dann endlich wieder bergauf. Der Schweiß läuft in Strömen, aber das ausgeschwitzte Wasser müssen wir schon nicht mehr mit hochschleppen. Leider kommt diesem Gedankengang die Buchrainer Alpe in die Quere. Natürlich stoppen wir und füllen unsere Bäuche mit (alkoholfreiem!) Weizenbier und sehr leckerem Nuss-Kirschkuchen, der frisch aus dem Ofen kam – Theorie und Praxis ;-).

Nach dem wir und durch einige Kuhherden durchgewurschtelt haben, so große Hörner können einem doch etwas das Fürchten lehren, zieht sich der Weg immer steiler den Berg hinauf. Schließlich müssen wir die Räder sogar schieben. An einer Hütte füllen wir die Wasservorräte auf und nach und nach einer kurzen Fahretappe, schieben weiter. Plötzlich wendet sich der Weg von der gedachten Streckenführung ab. Wir folgen der Beschilderung „Schrofenpass“, die sich mit unserem Trackverlauf deckt. Zum Schieben kommen nun auch Tragepassagen (ächz). Unterwegs treffen wir auf drei Youngsters, die offensichtlich nicht die beste Ausrüstung für einen Alpencross haben. Einfache Joggingschuhe an den Füßen, einer hat viel Gepäck am Rad, die anderen gar nichts usw. Sie kapitulieren und drehen hier um. Dabei kommen die deftigen Stücke erst, wie wir etwas später feststellen. Der Pfad wird immer schmaler, links geht es tief hinab, rechts steigt die Wand steil nach oben und vor uns fehlt ab und zu ein Stück des Weges. An manchen Stellen wurden Aluleitern angebracht, mit deren Hilfe man die fehlenden Wegstücke überbrücken kann. Das ist alles nichts für den nicht schwindelfreien Reini. Doch er kämpft sich tapfer weiter - ohne uns kann er eh nicht mehr zurück ;-). Irgendwann erreichen wir die Passhöhe und nun geht es gemäßigter weiter. Wir müssen zwar immer nicht öfter schieben, aber nun geht es bergab, da fällt es einem nicht ganz so schwer.

Nun sind wir in Österreich und tatsächlich, es gibt hier auch asphaltierte Straßen ;-). Zunächst führt uns das schwarze Band bergab und wir genießen die kühle Luft. Dann aber müssen wir doch wieder an Höhe gewinnen, um Warth zu erreichen. Der Ort wirkt wie ausgestorben, die Wintersaison ist zu Ende, aber die Sommersaison hat noch nicht angefangen. In der Touristeninfo organisiert uns Reini eine Unterkunft, doch die Wirtin kommt erst in einer Stunde. OK, wir nutzen den Zeitraum und essen im Dorfstübel (oder so ähnlich) zu Abend. Zuerst bekommen wir dort Schimpfe, weil wir die Räder an die Blumenkästen lehnen. Dann werden wir draußen am Tisch vergessen. Ja, die wissen schon, wie man sich die Kundschaft erhält ;-). Letztendlich bekommen wir dann doch etwas zu essen und die Bedienung ist auch wieder lieb zu uns.

Am nächsten Morgen rollen wir nach Lech hinunter. Eigentlich müssten wir rollen, denn es geht offensichtlich bergab. Trotzdem müssen wir ständig in die Pedale treten, damit wir vorwärts kommen. Eine optische Täuschung? In der Nacht zog ein Gewitter durch und die Straßen sind zum Teil noch nass. Die hochspritzenden kühlen Wassertropfen machen uns richtig wach, damit wir auch gleich merken, dass es schon bald wieder bergauf geht. Entlang des Lechs fahren wir einen schönen Weg hinauf, der links und rechts von Bergen eingerahmt ist. Manchmal geht es durch ein Stück Wald, dann wiederum durch blühende Wiesen. Als wir gerade einen  kleinen Wasserfall fotografieren, springen zwei Gämsen (neue deutsche Rechtschreibung) aus dem Dickicht, umkreisen uns einmal und verschwinden wieder genauso schnell, wie sie aufgetaucht sind. Als wir den Formarinsee erreichen, spuckt ein Bus gerade seine mit Wanderstöcken bewaffnete Ladung aus. Einige winken uns zu beim Vorbeifahren, andere machen stur keinen Platz, obwohl wir bewusst langsam fahren und freundlich klingeln. Es sind nicht immer die Mountainbiker böse! Hinter dem See erreichen wir die Freiburger Hütte. Bis hierhin hätten wir es gestern Abend auch noch schaffen können. Da macht sich die vernachlässigte Vorbereitung bemerkbar. Trotzdem schmeckt uns der Kaffee, nicht ahnend, dass uns der Appetit bald darauf vermiest werden wird.

Hinter der Hütte fahren wir Richtung Tal hinab. Doch bald wird der Weg sehr steil und ist mit groben Steinen übersät. Bergab schieben ist auch nicht unbedingt leicht, besonders, wenn der Pfad in einem so üblen Zustand ist. Irgendwann wird der Weg dann zumindest partiell fahrbar und etwas später erreichen wir wieder festen Boden in Form von Teerbelag. In Dalaas, das wir natürlich gleich in Dallas umtaufen, wollen wir irgendwo einkehren. Doch alle Wirtschaften haben heute Ruhetag – toll abgesprochen! OK, dann pedalieren wir eben weiter, auch wenn es nun wieder bergauf geht. Eine schmale, aber glatte Straße führt uns schweißtreibend zum Kristbergsattel hinauf. Weiter oben schwindet der Teer und wird durch leichten Schotter ersetzt, der das Bergauftreten nicht gerade vereinfacht. Auf einer Bank, am Sattel oben, pausieren wir kurz, bis wir feststellen, dass es ein Stückchen weiter auch eine bewirtschaftete Hütte gibt. Warum nicht gleich so. Wir bestellen Frittatensuppe und als Nachtisch spendiert uns Reini ein Eis.

In einem Bogen fahren wir ins Wasserstubental hinab. Irgendwie liegt mir das Eis schwer im Magen, ab und zu will es anscheinend auch wieder heraus. Ich versuche die körperlichen Beschwerden zu verdrängen, doch sie rauben mir die Kraft. Besonders, als wir den Berg in Richtung Silbertal hinauf strampeln müssen. Zwischendurch ist es so steil, dass wir immer wieder schieben müssen. Doch das Schlimmste kommt noch. Die Strecke durch das Silbertal müssen wir komplett schieben. Außerdem ermahnen Schilder, dass Mountainbiker das Tal bis spätestens 21:00 Uhr verlassen haben müssen. Werden wir das schaffen? Warum gilt das nicht auch für Wanderer? Die Wiesen sind durch das Schmelzwasser sehr morastig, so dass wir dort bis zum Knöchel und vielleicht sogar noch weiter einsinken. Also müssen wir über Steine und längs durch Bachbetten laufen, was das Vorwärtskommen in eine reine Qual ausarten lässt. Dann geht uns auch noch das Trinkwasser aus. In der Hoffnung, dass keine toten Tiere oder Kuhfladen einen der Bäche verschmutzt haben, füllen wir unsere Flaschen in einem sprudelnden Wasserlauf – im Nachhinein hat es uns nicht geschadet ;-).

Nach stundenlanger Schieberei und Tragerei erreichen wir endlich wieder fahrbares Terrain. Rechts geht es zur Heilbronner Hütte hinauf, unserem eigentlichen Ziel. Jedoch wissen wir nicht, welche Qualität der Weg hat und wie lange wir noch brauchen würden, außerdem ist die 18:00 Uhr Marke auch schon überschritten. Nach Links führt ein gut ausgebauter Weg zur Konstanzer Hütte, im Moment sicher die vernünftigere Wahl. Es ist eine Wohltat endlich wieder fahren zu können, und auch noch steil bergab ;-). In der Hütte werden wir freundlich aufgenommen und obwohl die Essenszeit schon vorbei ist, bekommen wir noch ein gutes Abendessen serviert. Eine sämige Suppe und einen Salatteller als Vorspeise, Rouladen mit Spätzle als Hauptgang und einen geeisten Topfenpalatschinken als Desert. Ja Reini, der Schinken war schon mit drin (insider) ;-). Die innere Dusche mit kühlem Radler ist eine Wohltat, die äußere Dusche natürlich auch, außerdem ziemlich notwendig. Auch in dieser Nacht gibt es ein Gewitter. Doch leider kühlt die Luft nicht wirklich ab. Wir schlafen bei offenem Fenster, ohne Zudecke und schwitzen – auf 1.700 Metern Höhe!

Nach einem guten Frühstück satteln wir unsere treuen Hardtails und fahren den Berg, am Ufer der Rosanna entlang, nun wieder hinauf. Kurz hinter der Schönverwallhütte beginnt dann wieder die Schieberei und kräftig tragen dürfen wir natürlich auch wieder – aber wir haben es ja so gewollt. Auf dem Weg treffen wir auf zwei Tschechen, die mit Fullys unterwegs sind, im Gegensatz zu uns jedoch draußen nächtigen. Da sind wir doch froh, eine Dusche und ein Bett gehabt zu haben. Als wir die Räder endlich den Berg hinauf getragen und wieder halbwegs ebenes Gelände vor uns haben, breiten sich etliche Schneefelder vor uns aus. Tapfer durchstapfen wir das nasse und pappige weiße Zeug, das uns unbedingt von oben in die Schuhe fallen muss. Die Heilbronner Hütte ist zwar schon in Sicht, jedoch zieht sich der Weg wie Gummi. Als wir die Hütte endlich erreichen, ziehen wir die Schuhe zum Trocknen aus und lassen uns eine leckere Suppe mit zwei Würstchen servieren. Dazu gibt es isotonische Getränke, das übliche alkoholfreie Weizen. Die Hüttenwirte sind sehr nett und erzählen einiges zur Geschichte der Hütte. Leider müssen wir irgendwann weiter ziehen (müssen wir wirklich?).

Nun geht es wieder flugs bergab, sogar auf dem Rad sitzend! Wir genießen die Fahrt, denn schon bald geht es wieder bergauf. Der Stausee Kops lockt zu einer kurzen Rast, dann setzen wir unseren Weg nach Galtür fort. Die Batterie an Waldis Fahrradtacho hat schlapp gemacht (wie war das mit der Vorbereitung?) und nun sucht er in Galtür Ersatz. Reini und ich warten in der Zwischenzeit in einem Café auf ihn. Nach der Rast fahren wir zunächst auf der Straße, dann auf dem parallel verlaufenden Radweg Richtung Ischgl. Leider hat sich das Wetter verschlechtert und die ersten Tropfen fallen. Wir beschließen in Ischgl zu bleiben und finden mit Hilfe der Tourist-Info ein Zimmer. Die meisten Häuser sind noch geschlossen, weshalb es trotz zahlreicher Möglichkeiten nicht ganz einfach ist, eine Unterkunft im angestrebten Preisrahmen zu finden. Im Hotel wollen wir unsere schmutzige Wäsche waschen lassen. Ein Anruf bei der Rezeption und schon steht ein hübsches Mädel an der Tür. Die möchte jedoch komischerweise den Spiegel im Bad putzen. Einer klärenden Konversation sind leider sprachliche Grenzen gesetzt, denn die Gute kommt aus der Slowakei und spricht kaum Deutsch oder Englisch. Mit „holle Kollega, besser Deutsch“, entschwindet sie wieder. Kurz darauf kommt sie mit einer Kollegin zurück. Die kann zwar kaum besser Deutsch, versteht aber unser Anliegen besser. Wir machen ihr noch mit Händen und Füßen klar, dass die Waschtemperatur nicht höher als 30°C und die Wäsche auch nicht in den Trockner soll.

Den regnerischen Nachmittag verbringen wir in der Sauna. Hallenbad wäre auch toll, aber Reini hat (trotz Packliste) seine Badehose vergessen. Eine Massage wäre jetzt auch nicht schlecht, aber so kurzfristig lässt sich das nicht organisieren. Nach Kaffee und Kuchen erkundigen wir uns über die Schneelage an der Heidelberger Hütte und dem Fimberpass (2.600 m). Der Typ im Fahrradladen scheint (später gibt er es selbst zu) nicht oft auf dem Mountainbike unterwegs zu sein, zumindest nicht in den Höhenlagen und erzählt uns etwas von ziemlichen Schneehöhen und unpassierbar. Das verunsichert uns doch etwas. Wir fragen dann nochmal in der Touristeninfo nach und die junge Dame ist da deutlich optimistischer. Sie habe die Tage erst mit dem Hüttenwirt der Heidelberger Hütte telefoniert, es seien schon einige Mountainbiker den Fimberpass hinüber und herüber gefahren, soviel Schnee gäbe es nicht mehr. Das ist doch eine kompetente Aussage, die uns optimistisch auf die morgige Etappe blicken lässt. Kurz vor dem Abendessen bekommen wir auch noch unsere Wäsche gewaschen und getrocknet zurück, was wollen wir mehr.

Heute Morgen schwächeln wir etwas und machen von der Ischgl-Card Gebrauch. Das heißt, wir benutzen für die ersten 200-300 Höhenmeter die (mit Ischgl-Card kostenlose) Fimba-Seilbahn bis zur Mittelstation. Von dort aus arbeiten wir uns weiter bis zur Heidelberger Hütte hinauf. Unterwegs passieren wir eine Stelle, an der Hubschrauber aufgetankt werden, die schwere Betonkübel in die Berge hinauf fliegen. Bei uns wären solche Plätze sicher weiträumig abgesperrt, hier werden wir sogar vom Bodenpersonal beim Biken fotografiert. „Die sind schön blöd“, werde sie denken, „mit dem Hubi kommt man viel einfacher hinauf!“ ;-). Kurz vor der Hütte überqueren wir die Grenze zur Schweiz. Ein Schild warnt vor dem Übertritt mit Fahrzeugen, Zölle und Geldstrafen könnten erhoben werden. Hm, sind Fahrräder Fahrzeuge? Meist haben wir doch geschoben oder getragen ;-). Als wir die Hütte erreichen, stehen gerade zwei Raucher mit krummen Zigarillos vor der Tür. „Wollt ihr auch eine?“, empfangen sie uns. „Nee danke“, antworten wir, „wir haben gerade aus gemacht!“ ;-). Drinnen bekommen wir von einer wunderhübschen Bedienung unsere geliebte Frittatensuppe gebracht. Die isotonischen Getränke erwähne ich nicht extra. Die Hüttenwirtin meint, dass der Fimberpass kein Problem für uns wäre, bis auf kleine Reste sei der Schnee fast vollständig geschmolzen.

Nach der Stärkung machen wir uns auf den Weg. Mehr tragend als schiebend steigen wir den Berg hinauf. 300 Höhenmeter liegen vor uns, die wir auf diese Weise überwinden müssen. Tatsächlich sind auch nur noch wenige kleine Schneefelder kurz vor der Passhöhe da, die wir überqueren müssen. Nach einem Foto auf dem Pass, schieben wir die Räder weiter, diesmal bergab. Das geht auch eine ganze Weile so weiter, bis wir die ersten Fahrversuche unternehmen. Bei mir bleibt plötzlich das Vorderrad stehen, aber der Rahmen mit mir obenauf bewegt sich weiter. Die Bewegung endet abrupt und wird von meinem, zum Glück behelmten, Kopf gestoppt. Sekundenbruchteile später landet das Rad auf mir. Zum Glück ist nichts weiter passiert, nur Waldi ruft mir mürrisch zu, „Hey Carlo, wir haben doch ausgemacht, dass erst fotografiert und dann erst aufgestanden wird!“ ;-). Keine Minute später erhält er die zweite Chance. Mit passiert doch tatsächlich der gleiche Sturz nochmal. Jetzt habe ich die Schnauze voll, verärgert schiebe ich das Bike weiter bergab.

Weiter unten erreichen wir eine blumenübersäte Wiese mit einer bewirtschafteten Hütte. Hier lassen wir uns zur Abwechslung mal Kaffee (gegen die Schmerzen ;-) ) servieren. Reini wäscht am Brunnen seine frisch gewaschenen Socken. Wäsche und weiches Obst packt man halt nicht zusammen in den Rucksack ;-). Über eine mit etwas Split angereicherten Straße rollen wir ins Tal hinunter. Viele Höhenmeter werden wieder vernichtet. Bei Ramosch erreichen wir die B27 und können diese zum Glück schon nach kurzer Zeit wieder verlassen. Im Campingplatz-Restaurant von Sur En essen wir einen Teller Spaghetti, um uns für die Uina-Schlucht zu rüsten. Dann arbeiten wir uns den Berg hinauf, zuerst fahrend und dann natürlich wieder schiebend, weil der Weg so steil ist. Die Hitze macht uns zusätzlich zu schaffen. Ein paar entgegenkommende Mountainbiker meinen, „… ihr müsst die Schlucht in der anderen Richtung fahren, dann ist’s viel einfacher!“ Gelächter, einfach kann ja jeder ;-). Gut 900 Höhenmeter müssen wir überwinden, bis wir den Eingang zur eigentlichen  Schlucht erreichen. Ein Schild mahnt, dass die Räder ab hier geschoben oder getragen werden müssen. Erst ab hier? Hätten wir das vorher gewusst, wären wir den kompletten Anstieg gefahren ;-). Nun wird es interessant, besonders für den höhenängstlichen Reini. Rechts geht es tiiiief in die Schlucht hinab. Links von uns und oft auch tunnelartig über uns steht harter Fels. Oft gibt es auf der „Fallseite“ kein Geländer, der Weg ist schmal, es geht bergauf und über viele Stufen muss das Rad getragen werden. Alles in allem also eine schöne Sache, zumindest für zwei von uns. Es gibt auch zwei rabenschwarze Tunnels. In einem liegt ein großer Eisblock mitten im Weg, um den wir uns in der Dunkelheit herum tasten müssen. Insgesamt ein beeindruckender Weg, der die Anstrengung wert ist.

Die Schlucht endet in einer Hochebene. Wie ein grüner Teppich öffnen sich vor uns Wiesen und ziehen sich sogar ein Stück weit die Hänge hinauf. Zwischen den Bergen blitzen Wasserfälle, über die das Schmelzwasser in die Täler fließt. Gemütlich strampeln wir vor uns hin, als wir plötzlich ausgepfiffen werden. Doch es sind nur Murmeltiere, die sich gegenseitig mitteilen, dass sich etwas Fremdes durch das Tal bewegt. Nach dem wir die Grenze zu Italien (oder besser Südtirol) überschritten haben, dauert es nicht mehr lange, bis wir die Sesvenna Hütte erreichen. Eigentlich wollten wir hier übernachten, doch Waldi möchte lieber ein Bett in seiner Größe haben und ein eigenes Badezimmer wäre auch nicht schlecht. So stürzen wir uns den steilen Weg nach Schlinig hinab und bekommen dort zwei schöne große Zimmer mit Verbindungstür, Bad, Balkon und Halbpension. Die Räder können wir in einem Kellerraum unterstellen und nach dem Duschen werden wir köstlich bewirtet.

Von Schlinig aus geht es nur noch bergab. Wir wechseln von Straßen auf Radwege und erreichen bei Mals den Vinschgau. Wir folgen der Via Claudia Augusta nach Meran. Zwischendurch versucht Reini seine verloren gegangene Sonnenbrille zu ersetzen und Waldi benötigt dringend (weiße) Armlinge, um seinen feuerroten Arme vor der Sonne zu schützen. Doch beide sind beim Shoppen erfolglos. Es folgt eine Flachetappe in schier unerträglicher Hitze von Meran nach Bozen. Dort schwenken wir auf die ehemalige Eisenbahnstrecke, die nun ein Radweg ist, hinauf nach nach Eppan. Dort bekommt zumindest Waldi seinen weißen „Sonnencremeersatz“. Kurz darauf erreichen wir Kaltern, Björns früherer Wohn- und Arbeitsstätte, und fallen dort natürlich in die Eisdiele Innerhofer ein. Nach einem Riesen-Früchtebecher, lassen wir wieder die Touristeninfo für uns arbeiten und bekommen ein Zimmer direkt am Kalterer See vermittelt. Bevor wir dort hin radeln, gönnen wir uns noch ein Eis auf die Hand. Den früheren Plan, bis an den Gardasee zu fahren, lassen wir fallen. Wir bleiben nun am Kalterer See und werden den Nachmittag mit einem erfrischenden Bad im See verbringen. Oft genug sind wir schon früher von Kaltern nach Torbole oder Riva gefahren, mit dem Rennrad oder auch mit dem Mountainbike. Jetzt wollen wir nur noch entspannen.

Am heutigen Samstag drehen wir eine leichte Abschlussrunde. Wir fahren auf der ehemaligen Strecke der Fleimstalbahn bis nach Kaltenbrunn hinauf. Natürlich gibt es auch wieder eine Schiebeetappe, denn der Weg durch die Ziegenweiden ist ziemlich steil. Die stark frequentierte Straße bis zum Einstieg bei Montan ist da keine Alternative. Über ein altes Viadukt steigen wir den leicht geschotterten Weg hinauf. Dank der früheren Nutzung als Bahntrasse ist die Steigung moderat. Zwischendurch, dort wo die Trasse unterbrochen ist, kommen ein paar steile Stücke, aber auch die sind ohne abzusteigen zu schaffen. Kurz vor Kaltenbrunn überholen wir eine Gruppe Mädels, die auch auf Mountainbikes unterwegs sind. Die Hübschen erregen natürlich unser Interesse und wir sind gespannt, ob sie auch in Rosi’s Imbiss Pause machen. Doch die Enttäuschung ist groß, die kleine Gaststätte gibt es nicht mehr :-(. So kühlen wir die erhitzten Körper mit einem Radler in der Gaststube an der Hauptstraße ab, bei Rosi war’s früher gemütlicher. Die Mädels haben auch eine andere Richtung eingeschlagen und eigentlich haben wir für heute auch genug vom Radfahren. Es ist fast unerträglich heiß und unten im Tal wartet der erfrischende See. So rollen wir auf fast gleichem Wege wieder zurück, stellen die Räder unter und lassen im See treibend den lieben Gott einen guten Mann sein. Nur Reini putzt stattdessen sein Fahrrad. Ohne Badehose ist halt schlecht schwimmen, zumindest im Beisein einiger weiterer Badegäste ;-)