Via Claudia Augusta: Nachbereitungen ⇒ Bericht zur Tour

Etappe 1, von Donauwörth nach Landsberg/Lech: 110 km, 381 hm.

Donauwörth entlässt mich bei schönem, aber kalten Wetter Richtung Süden. Der Wind reist nach Norden und stemmt sich mir entgegen. Die Strecke ist gut ausgeschildert und führt zunächst über Feld- und Radwege, später auf einem Waldweg viele Kilometer am Inn entlang. Unterwegs treffe ich auf einen anderen Radreisenden, dessen Rad allerdings mit mindestens doppelt soviel Gepäck beladen ist als mein Drahtesel. Nach einem kurzen Gespräch, fahre ich alleine weiter, da ich ihm zu schnell bin - dabei krieche ich ;-). Unterwegs treffe ich fast gar nicht auf Einkaufs- oder Einkehrmöglichkeiten, da die Via Claudia meist um die Ortschaften herum führt – hatten denn die Römer keinen Hunger oder Durst ;-). Wenn ich ab und zu von der Strecke abschweife, haben die Geschäfte geschlossen. Hier auf dem Land ist halt Samstagnachmittag zu, nicht wie von Zuhause gewohnt bis 22:00 Uhr geöffnet.

Ab ca. Kilometer 60, irgendwo hinter Augsburg, sind meine Beine leer, das Kreuz schmerzt und der Pötter ist auch am meckern. Was soll es erst werden, wenn die Anstiege kommen? Bisher war ja noch alles flach. Eine Banane und ein Müsliriegel später trebbele ich tapfer weiter. Wie sagte Reini im Sommer während der Alpentour, „… wenn etwas weh tut, einfach Hirn ausschalten!“

Bei Landsberg entschließe ich mich nach einer Unterkunft zu suchen. Auf den nächsten Kilometern scheint laut Karte keine Übernachtungsmöglichkeit mehr zu kommen, also lieber schon jetzt suchen, als nachher im Dunkeln rumzueiern. Die kleine Pension am Ortseingang ist ausgebucht, die im GPS als POI hinterlegten Privatzimmer finde ich komischerweise nicht. Dort wo mir das Ziel angegeben wird, existiert die Adresse nicht. Also strample ich weiter ins Stadtzentrum. Im ersten Hotel ist kein Zimmer mehr frei, aber im zweiten Haus, dem Stadthotel Augsburger Hof, wird mir Logis gewährt. Der Wirt war vor vielen Jahren mal in Jöhlingen (unweit meines Heimatortes) und hatte sich sehr auf den Weinfesten in der Gegend amüsiert. Deswegen macht er mir extra ein kleines Zimmer frei und stellt mein Rad sicher unter.

Mein Internet-Stick will mir hier keine Verbindung schaffen - ja, ich habe ein Netbook dabei, irgendwo muss das Gewicht des Gepäcks ja herkommen. Über WLan wird mir von T-Online eine Hotspot Möglichkeit angeboten, für 8 Euro pro Stunde – nein Danke! Ich bereite die Streckendaten auf und bearbeite die Bilder, dafür brauche ich kein Internet. Um alles  Hochzuladen, habe ich die Tage sicher noch genug Gelegenheiten.

Etappe 2, von Landsberg/Lech nach Lermoos: 114 km, 1.200 hm.

Um 09:00 Uhr bin ich wieder auf Achse. Nebel und Hochnebel verstecken die Sonne. Die Wassertröpfchen setzen sich auf meiner Brille fest und trüben die Sicht. An einer Kapelle tausche ich das Nasenfahrrad gegen Kontaktlinsen, jetzt klappt es auch mit der visuellen Datenübertragung ins (nun wieder eingeschaltete) Hirn. Die Via Claudia verläuft hier auf Schotter- und Wiesenpfaden, vor allem erstere schütteln mich durch und erschweren den Vortrieb erheblich. Ab und zu weicht die Beschilderung des Weges von der Karte und dem GPS-Track ab, ich halte mich dann an Karte und GPS und scheine damit auch richtig zu liegen. Hin und wieder erinnert eine kleine beschriftete Säule als Wegmarke an diesen historischen Handelsweg. Schautafeln zeigen weitere Informationen zu den geschichtlichen Hintergründen. Am Mittag kehre ich ins Weiße Rössl ein, eine kleine alte Gastwirtschaft, die zufällig geöffnet ist. Es ist voll und noch bevor ich meinen Wurstsalat bestellen kann, setzt sich ein Ehepaar zu mir an den Tisch. Wir unterhalten uns angeregt und die lange Wartezeit auf das Essen wird so etwas kurzweilig.

Mit gefülltem Bauch rolle ich weiter Richtung Füssen. Heute läuft es besser als gestern, nur der Popo meldet sich ab und zu. Ich durchquere Füssen und die Grenze nach Österreich. Auf der Straße zum Fernpass ist schon hier Stau und mir stemmen sich hier die ersten Steigungen entgegen. An zwei besonders steilen Stellen habe ich sogar schieben müssen, dabei aber andere schiebende Radler, die ohne Gepäck unterwegs sind, locker überholt – hergebrannt darf ich ja nicht sagen ;-). Nach Lermoos geht es dann endlich wieder bergab. Ich übernachte im Hotel Garni Via Claudia. Hier war ich schon mehrmals zu Gast, auch wenn es schon sehr lange (das erste Mal vor 20 Jahren) her ist. Zum Essen muss ich ungefähr einen Kilometer in den Ort hinunter laufen und danach natürlich bergauf wieder zurück wandern – nicht gut für meine ohnehin gestressten Beine. Mit Internet ist es hier auch essig, also nur die Daten aufbereiten und ab in die Falle.

Etappe 3, von Lermoos nach Nauders: 112 km, 1.571 hm.

Als ich aus dem Fenster schaue sehe ich die Zugspitze unter wolkenlosem Himmel. Die Äste der Bäume wiegen sich aber ziemlich stark im Wind. Das kommt durch den Föhn, sagt der Wirt. Bisher war ich der Meinung, dass der Föhn ein warmer Wind sei, oder verwechsele ich das mit der Luft aus dem Fön ohne „h“? Egal, ich stemme mich dem kalten Föhn mit „h“ entgegen und strample was das Zeug hält.

Auf einer Schotterstrecke arbeite ich mich zum Fernpass hinauf. Wenn ich jetzt meine KTM unterm Hintern hätte, würde mich das nur einen leichten Dreh mit der rechten Hand kosten, aber so, muss ich schieben. Die Landschaft ist hier oben aber fantastisch. Der Blindsee liegt umrahmt mit herbstlich bunten Bäumen vor einer tollen Bergkulisse, irgendwie erinnert das Bild an Kanada. Irgendwann geht es endlich wieder bergab. Die Schotterstrecke verläuft um einiges Höher als der Fernpass und biegt ein paar hundert Meter vor der (Straßen-)Passhöhe nach Nassereith ab. Wenn ich schon mal hier bin, dann will ich auch zum Pass hin. Ich mache einen Abstecher und fahre in einem Bogen durch eine Kiesgrube zur Passhöhe hinauf. Dort gönne ich mir einen Milchkaffee und eine Apfelschorle und lasse mich von der Sonne aufwärmen.

Die Abfahrt nach Nassereith ist vom Feinsten – für Mountainbiker. Aber als alter MTBler lasse ich mich auch vom Gepäck nicht vor der Fahrfreude abhalten. Auf steilen, steinigen Trails geht es bergab. An einer Stelle führt eine Art Holzbrücke über einen tiefen Abgrund. Tief unten verläuft die Fernpassstraße. Einige Schilder weisen darauf hin, dass das eine Mountainbike-Schiebestrecke sei, warum eigentlich? Überhaupt stehen in den österreichischen Wäldern fast mehr Schilder als Bäume. Verhaltenscode für Biker, dieses ist erlaubt, jenes ist verboten. Komischerweise fliegen einem auf den Waldwegen die BMW X3, Audi Quattros oder sonstige Allradfahrzeuge entgegen, für die gibt es komischerweise keine Verhaltenscodes und das runde weiße Schild mit rotem Rand interessiert hier wohl keine Sau.

Durch Feld und Wald rolle ich über Imst nach Landeck. Im Sommer mögen die Strecken durch den Wald schön schattig sein, jetzt ist es hier ohne Sonne eiskalt. Erst in Landeck, als es einen sehr steilen Weg hinauf geht, ziehe ich das erste Mal die Jacke aus, weil es mir warm wird. Der Weg ist hier ein ständiges Auf und Ab, unter den Bäumen eiskalt und auf dem freien Feld angenehm warm. Bei Fließ mache ich eine Pause und wärme mich innerlich mit einer Flädlesuppe, die hier in Austria Fritatensuppe heißt.

Kurz vor dem Finstermünzpass liegt die Straße im Schatten des Glockturmkamms und es wird wieder kalt. Ich ziehe die Jacke wieder an und wechsele an der Passhöhe in die Schweiz hinüber. Bis Martina (Martinsbruck) geht es dann halbwegs bergab. Vor dem Ort kommt wieder eine Grenzstation und ich erreiche wieder EU-Gebiet und österreichischen Boden. Nun kommt die heutige Frage aller Fragen: Übernachte ich hier, oder fahre ich noch nach Nauders? Zwischen Martina und Nauders liegt die Norbertshöhe mit 11 Kehren und 400 Höhenmetern, schaffe ich das heute noch? Was soll’s, ich versuche es einfach.

In der ersten Kehre ziehe ich die Jacke aus, es wird wieder warm. In der dritten Kehre geht mir das Wasser aus :-(, egal dann strample ich trocken weiter. Ich gewinne Kehre um Kehre und seltsamerweise läuft es umso besser, je höher ich hinauf steige. Auf der Passhöhe schalte ich das Rücklicht ein, im Schatten ist es nämlich schon etwas duster. Dann stürze ich mich nach Nauders hinab – bergab läuft es noch besser als bergauf ;-). Ich frage bei einigen Privatzimmern nach einer Schlafstätte nach, doch die meisten haben geschlossen, oder vermieten um diese Jahreszeit nicht mehr. Am Ende lande ich in einem vier Sterne Hotel. 50 Euro für Übernachtung inkl. Halbpension scheinen in Ordnung. Das Abendessen ist sehr reichhaltig und eine Internetverbindung gibt es auch noch. Zwei Stunden kosten drei Euro, ein akzeptabler Preis für ein Hotel.

Etappe 4, von Nauders nach Kaltern: 145 km, 677 hm.

Auf dem Weg zum Reschenpass hinauf habe ich zum ersten Mal richtig kalte Finger. Auf den Wiesen liegt Raureif, der Wetterbericht auf dem Frühstückstisch bescheinigte 1°C Starttemperatur. Trotzdem ziehe ich meine dicken Handschuhe noch nicht an. Auf der Passhöhe wartet die Sonne, da wird es sicher auch etwas wärmer werden. Auf der italienischen Seite empfängt mich strahlender Sonnenschein und eine tolle Landschaft. Außerdem geht es nun lange bergab, was mich auch nicht wenig freut. Im Prinzip habe ich den Alpenkamm nun überquert und nähere mich der mediterranen Welt, die offensichtlich südlich der Berge und lange vor dem Mittelmeer schon beginnt. Am Reschensee halte ich kurz am bekannten Kirchturm, der aus dem See heraus schaut und an das durch den Staudamm überflutete Dorf erinnert. Das Projekt wurde damals gegen den Widerstand der Bevölkerung durchgeboxt. Am Haidersee entlang rolle ich weiter in den Süden und folge dann dem Verlauf der Etsch. In Burgeis mache ich eine erste Cappuccino-Pause. Leider sind zu viele Touristen im Ort und im Café. Der Wirt ist mürrisch und unfreundlich, so dass ich nicht lange verweile und recht bald meinen Weg fortsetze.

Wegbeschreibung, Track und Beschilderung sind ab hier immer öfter unterschiedlicher Meinung.  Die Via Claudia sollte hier durch die für den Vinschgau typischen  Apfelplantagen führen, doch die Wege verlaufen im Nichts oder sind durch Zäune gesperrt. Ich suche mir dann den für mich angenehmeren Weg aus – also immer weg von der Straße und möglichst auf den Radwegen bleiben. In Laas finde ich ein nettes Café und stärke mich mit einem Käsebrötchen. Neben einem Cappuccino versuche ich auch einen Radler mit Apfelsaft – wenn ich schon in einer Apfelgegend bin. Heute läuft es prima, wahrscheinlich, weil es hauptsächlich bergab geht ;-). Per SMS melde ich mich bei Björn in Kaltern an, bis dorthin sollte ich es heute gut schaffen.

Ich folge weiter dem Etsch und ein anscheinend neuer Radweg führt über einige enge Kehren nach Meran hinunter und in die Stadt hinein. Hier ist es nun wirklich warm und ich überlege, ob ich nicht die Beinlinge ausziehen soll. Doch zunächst erfordern die Baustellen und Umleitungen meine Aufmerksamkeit. Ich irre durch die Häuserzeilen und verfranse mich total. Auf einmal fahre ich einen Berg hinauf und bemerke, dass das die total falsche Richtung ist. Also wieder zurück in die Stadt. Irgendwie muss ich auf die andere Seite der Bahnschienen und der Schnellstraße. Der Track führt an einer Stelle hinüber, die unmöglich ist. Erstens ist dieser Weg für Fahrräder verboten und  zweitens versperrt eine Mauer den Übergang. Wie ist dieser Track wohl zustande gekommen? Am Ende bin ich insgesamt zehn Kilometer herum geirrt, bevor ich wieder auf dem richtigen Weg bin.

Mittlerweile habe ich über 100 Kilometer auf dem Tacho und meine Beine lassen mich das spüren. Im Rucksack ist nichts mehr zu essen und meine „Batterien“ sind langsam leer. Ein Erntearbeiter, der gerade Äpfel pflückt, schenkt mir einen Apfel. Die Frucht haucht mir wieder etwas Kraft ein und ich bilde mir ein, dass es gleich etwas besser geht. Weit vor mir sehe ich die Burg des Messner Mountain Museum. Dort beginnt Bozen und ab da geht es bis Kaltern nur noch bergauf. Ich mobilisiere die letzten verbliebenen Kräfte und strample den Berg hinauf. Das letzte Stück zieht sich wie Gummi, doch dann habe ich es geschafft. Ein kurzer Anruf bei Björn, dass ich da bin. Er muss nämlich noch arbeiten, kommt aber gleich auf seinem Roller angebraust, um mir die Wohnung aufzuschließen. Später, als wir alle geduscht sind, gehen wir eine wagenradgroße Pizza essen …

Etappe 5, Pausentag: 0 km, 0 hm.

Einen Tag ruhe ich bei Björn aus, bevor es weiter geht. Zuerst schlafe ich mal etwas länger – ok, nur eine Stunde mehr als sonst. Dann wird die Wäsche gewaschen und das Fahrrad gewartet. Danach eine schöpferische Pause in der (besten) Eisdiele Innerhofer und dort Margret und Alexander besucht - und natürlich auch ein Eis gegessen ;-). Nach der Stärkung habe ich dann diesen Bericht anfangen und dann gelesen und geruht.

Etappe 6, von Kaltern nach Torbole: 98,8 km, 284 hm.

Schon um 08:00 Uhr sitze ich auf dem Rad und rolle zum Kalterer See hinunter. Der Ort Kaltern wird schon von der Sonne angelacht, der tiefer liegende See und die ersten ca. 30 Kilometer liegen leider noch im Schatten und entsprechend „schattig“ ist auch die Temperatur. Nach ca. 16 Tageskilometern habe ich laut GPS die 500 Kilometer Marke dieser Tour erreicht. Nichts besonderes, halt eine „runde Zahl“, die mir ein Foto wert ist. Am ersten Fahrtag lief es bei mir ja nicht so gut, aber jeden Tag fühlte ich mich besser und heute läuft’s einfach schön vor sich hin. Eigentlich würde jetzt noch Reinhard fehlen, der voraus fährt und mir Windschatten gibt ;-). Dann würde ich sicher auch mit Gepäck die 30 km/h überschreiten und nicht zwischen 26 und 28 km/h pendeln.

Der Radweg führt relativ unspektakulär am Ufer der Etsch entlang. Im Unterschied zu den bisherigen Radwegen, werden ab und zu Entfernungen angegeben und es sind auch und Hinweisschilder zu Restaurants und Unterkünften links und rechts des Weges zu finden. Hin und wieder gibt es auch schöne Rastplätze, an einem esse ich mein erstes belegtes Brötchen, dass ich noch in Kaltern gekauft habe. Außer mir sind nur wenige Radler oder Läufer unterwegs. Klar, die Saison geht zu Ende und unter der Woche werden die Einheimischen arbeiten müssen, anstatt sich sportlich zu betätigen. Dann habe ich auch schon Trento erreicht. Nach einer kurzen Suche finde ich den richtigen Einstieg in den weiteren Streckenverlauf, es geht ja weiterhin am Ufer der Etsch entlang. Nach weiteren ungefähr 26 Kilometern rolle ich durch Rovereto und biege Richtung Mori ab. Hier fahre ich einen „Umweg“ durch den Ort und schaue nach dem Café Bologna, der besten Eisdiele im Bereich des Gardasees. Ein handgeschriebenes Schild mit dem Hinweis, dass bis zum 28. Oktober wegen Urlaub geschlossen ist, verdirbt mir etwas die Laune. Auf dem Rückweg fahre ich eh noch kurz bei Björn in Kaltern vorbei, da ist sicher noch Zeit für ein Innerhofer-Eis!

Ab Loppio geht es fast nur noch bergab. Der Passo San Giovanni wirft sich mir zwar mit 10 Steigungsprozenten entgegen, das ist aber nur ein kurzes Stück, für das ich nicht einmal in den Wiegetritt muss. Von Nago aus hat man einen schönen Blick auf den See und die umliegenden Berge. Mit Volldampf – es geht ja steil bergab – stürze ich zum See hinunter, an dessen Ufer ich das Ankunftsbild schieße und mein zweites Brötchen vertilge. Einige freche Spatzen betteln um Krümel und fressen sogar aus der Hand. Das frechste Vogelvieh schleicht sich gar von hinten an und pickt an meinem Brötchen, dass ich auf den Rucksack abgelegt habe, um die Fütterung zu fotografieren ;-). Eigentlich wollte ich jetzt noch einen Cappuccino trinken, aber die Tische in der Sonne sind alle besetzt und im Schatten ist es zu kalt. Dann gehe ich lieber auf Zimmersuche, eine warme Dusche wäre jetzt ja auch nicht schlecht.

Etappe 7, Ausflug in die Gegend: 58 km, 883 hm.

Heute mache ich mich erst gegen 10:00 Uhr auf den Weg. Der Himmel ist zwar blau und wolkenlos, aber es ist doch recht kühl. Die Fahrt geht nach Norden, vorbei an Arco, mit der Ruine hoch oben auf dem Fels. Bei Dro folge ich dem Schild zur Römerbrücke und nach ein paar Fotos geht es auf zunächst leichtem Schotter durch Olivenhaine. Links von mir erheben sich die nackten Felsen der über 1.500 Meter hohen Berge Brento und Granzoline. Der Weg führt direkt an deren Hang entlang und wird mit der Zeit grober und steiler. Eigentlich habe ich das falsche Rad mit den falschen Reifen dabei, aber so eine Strecke war eigentlich auch nicht geplant. Trotzdem macht es Spaß, aber nicht nur Freude kommt auf, sondern auch Wärme. Endlich kann ich mal die blöde Jacke ausziehen, irgendwie passt die nicht zum blauen Himmel.

Kurz vor Pietramurata erreiche ich wieder eine Straße und folge ihr Richtung Cavédine. Die Karte im GPS zeigt eine „Abkürzung“, die ich auch gleich nehme. Zuerst geht es steil auf einem sehr schmalen Asphaltband hinauf, dann wechselt der Boden zu grobem, lockeren Schotter und als ob das nicht genug wäre, wird aus steil sausteil. Na gut, dann schiebe ich halt mal ein Stück. Und noch ein Stück. Und noch mal 150 Meter. Dann bin ich endlich - nein, noch nicht oben, aber wieder auf einem fahrbaren Weg. Noch ein paar Kehren, dann habe ich es endlich geschafft. Während einer kurzen Rast, finde ich einen schmalen Weg, der grob in meine geplante Richtung führt. Ich folge dem schmalen Teerstreifen und nach einigen hundert Metern endet er bei einer Kapelle hoch über Cavédine. Nach ein paar Fotos fahre ich wieder zurück zur Straße, ich habe nämlich keine Lust unzählige Treppenstufen zum Ort hinunter zu schieben. Dann fahre ich lieber einen Umweg um dort hin zu kommen.

An der Piazza Italiana steht wie gerufen ein Café. Zum Cappu gibt es noch einen belegten Toast und eine Cola. Die Stärkung brauche ich für den Passo San Uldarico, dessen immense 584 Meter Höhe ich nun erklimmen muss – zum Glück liegt Cavédine schon auf ca. 520 Metern ;-). Die Abfahrt nach Drena ist steil und ich bin entsprechend schnell. Das hindert einen Behindertenbus (zumindest scheint der Fahrer geistig behindert zu sein) nicht daran, mich ohne Not in den Straßengraben drängen zu wollen. Ich kann gerade noch meine Faust aufs Blech hämmern, damit er mir etwas Platz lässt. Der Typ kann froh sein, dass - ach, lassen wir das …

Wieder im Tal unten strample ich auf dem gleichen Radweg wieder zurück, den ich heute Morgen schon in die entgegengesetzte Richtung gefahren bin. Diesmal mit etwas Gegenwind, dafür aber leicht bergab. Ein kurzer Schlenker am See vorbei, um für morgen einen Tisch in einem guten Restaurant zu reservieren beendet meine Runde. Vroni kommt mich abholen und da wollen wir gut essen gehen, um die Tour zu beschließen.