Tennenbronn 2009: Bericht zur Tour

Eigentlich muss ich ja für unsere Rennradtour durch die Seealpen trainieren, aber Mountainbiken macht mir mehr Spaß. Warum also nicht versuchen, beides unter einen Hut zu bekommen: Höhenmeter sammeln, aber auch einige Trails fahren. Zusammen mit Reinhard starte ich dann früh am Morgen Richtung Südschwarzwald. Um die lange flache Anfahrt zu sparen, haben wir die Räder aufs Dach montiert und fahren mit dem Auto ins Zielgebiet. Die Dose parken wir im Glottertal und nach kurzer Vorbereitung sitzen wir auch schon im Sattel und lassen die Pedale kreisen.

Auf einem Wirtschaftsweg erklimmen wir die ersten leichten Anstiege, wechseln dann auf das andere Ufer der Glotter und finden dort einen schönen Singletrail direkt am Bachlauf entlang. Dann geht es rechts auf einem breiteren Weg den Berg hinauf. Leider scheinen sich dort irgendwelche Kettenfahrzeuge ausgelassen zu haben. Der Boden ist völlig aufgewühlt, dicke Steine wollen uns ständig aus der Spur bringen. Nur mit Mühe meistern wir diese Passage. Weiter oben wird aus den groben Spuren ein schmaler Wanderweg. Anfangs können wir den noch hinauf fahren, doch irgendwann wird er so steil, dass wir eine Schiebeetappe einlegen müssen. Als wir endlich oben sind, empfängt uns ein tolles Panorama mit Blick in die Täler und etwas später auch auf den Ort St. Peter, in den wir auf einem schönen Pfad hinunter gleiten. Reinhard kennt hier ein nettes Café, das wir sogleich aufsuchen. Er entscheidet sich für einen Erdbeerkuchen, ich mich für ein Joghurteis mit frischen Früchten.

Mit neuen Kräften versehen fahren wir weiter nach Lindenberg. In der dortigen Kirche haben Reinhards Eltern vor etwas mehr als 50 Jahren geheiratet und dort auch goldene Hochzeit gefeiert. Ab hier führt ein ungeteerter Feldweg ins Tal des Ibenbachs hinab. Wir folgen dann dessen Lauf, bis er in den Wagensteigbach mündet und biegen dort Richtung Buchenbach ab. Kurz hinter dem Ort wird es dann wieder ernst. Auf der nur wenig befahrenen K4907 steigen wir die 9 Kilometer zum Thurner-Wegekreuz hinauf. Dabei gilt es gut 500 Höhenmeter zu überwinden. Doch die Steigung allein ist nicht die Herausforderung, zum Anstieg kommt noch ein kräftiger Gegenwind, der unseren Vorwärtsdrang zu bremsen versucht. Nach einer kurzen Verschnauf- und Orientierungspause nehmen wir die Straße Richtung St. Märgen hinunter. Das heißt, wir bleiben nur die ersten knapp 1,5 Kilometer auf dem Teerband, dann rollen wir auf den parallel verlaufenden Feld- und Schotterwegen weiter.

Hinter St. Märgen steigt der Weg in einen Wald hinauf, schlängelt sich dann eine Weile auf gut 1000 Höhenmetern zwischen Bäumen und Feldern hindurch, bevor es wieder abwärts geht. Ein paar Spaziergänger kommen uns entgegen und Reinhard ruft freundlich, „Achtung, Radfahrer!“ Ein älterer Herr fühlt sich gestört und pöbelt uns an, wir sollen gefälligst absteigen und schieben. Am liebsten wäre ich auch abgestiegen und hätte ihm eine geschoben ;-). Wir waren langsam und der Weg breit genug, was soll also die Aufregung? Alle anderen Fußgänger haben freundlich gegrüßt und uns vorbei gelassen, an unserem Verhalten hat es jedenfalls nicht gelegen! Auf der weiteren Fahrt ist der Ärger schnell vergessen. St. Peter ist wieder in Sicht, da freuen wir uns lieber auf unseren Kaffee und die süße Stärkung.

Nach dem wir die verbrauchten Kalorien wieder aufgefüllt haben, machen wir uns den Rückweg einfach und fahren die letzten 10-12 Kilometer auf der Straße ins Glottertal hinab. Mit dem Auto düsen wir dann nach Tennenbronn, zu Reinhards Eltern. Dort haut Reini ein paar Nudeln in die Pfanne und wir werden nach dem Essen auch noch von seiner Schwester mit Erdbeerkuchen verwöhnt - haben wir eigentlich soviel Kalorien abgeradelt, wie wir schon wieder zugeführt haben? Nach einer Ruhepause gibt es dann noch Salat und Bratlinge, von Mutter Moosmann köstlich zubereitet, bis wir fast nur noch gerollt werden können ;-). Müde und mit vollem Bauch verabschieden wir uns und fahren zum Riedsee weiter. Dort übernachten wir (wieder mal) im Wohnwagen von Reinhards Bruder. Doch bevor wir zu Bett gehen, gönnen wir uns noch ein feines Hefeweizen im Restaurant des Campingplatzes und amüsieren uns dabei über die Eigenarten einiger Dauercamper - das ist besser und lustiger als Fernsehen ;-).

Reini ist wieder sehr zeitig auf den Beinen und weckt mich durch sein herumkruschteln. Das spärliche Frühstück haben wir schnell hinter uns, dann heißt es wieder rein in die Radklamotten und los. So schnell geht es dann doch nicht. Zunächst fahren wir mit dem Auto zum Titisee und suchen eine Parkmöglichkeit. Nachdem wir dann von dort aus stattliche 1,5 Kilometer mit dem Rad gerollt sind, lassen wir uns zum zweiten Frühstück nieder. Am Kiosk eines Campingplatzes erhalten wir Käsebrötchen und leckeren Milchkaffee. Außerdem einige Tipps vom netten Betreiber.

Jetzt geht es aber wirklich (endlich) los. Zunächst wieder mal auf einem Waldweg Marke Truppenübungsplatz, diesmal jedoch ohne Schiebeeinlage. Bei Bärental erreichen wir die Straße zum Feldberg hinauf, doch die wollen wir nicht hinauf fahren. Wir biegen lieber Richtung Feldsee ab, nehmen aber nicht den direkten Weg dort hin, sondern fahren zunächst nach Waldhäusle und dann erst am See vorbei. Unterwegs lernen wir ein nettes Pärchen aus dem Saarland kennen und gehen den Aufstieg gemeinsam an. Ab dem Feldbergerhof geht es auch für die Autofahrer, die über die Straße hochgekommen sind, nur noch ohne Motorkraft weiter. Dementsprechend zahlreich sind die Fußgänger, die sich auf den schmalen und teils steilen Wegen dem Gipfel nähern. Nach einem kräftezehrenden Aufstieg, haben wir die letzte Hürde überwunden und erreichen die Wetterstation auf 1.493 Metern Höhe. Hier oben ist es ziemlich frisch, so dass wir unsere Beinlinge und Windjacken überziehen, bevor wir uns über Bananen und Müsliriegel hermachen.

Lange halten wir es in der Kälte nicht aus, nichts wie ab in tiefere Lagen. Über die Todtnauer Hütte fahren wir auf Waldwegen nach Todtnau hinunter und entern dort ein italienisches Restaurant mit Eisdiele. Für Eis ist es uns jedoch viel zu kalt, deshalb nehmen wir statt Spaghetti-Eis lieber heiße Spaghetti Bolognese. Die schmecken echt lecker und wärmen uns wieder etwas auf. Von Todtnau aus nehmen wir die Straße nach Notschrei hinauf, nicht ohne bei Aftersteg einen Abstecher zum Wasserfall zu machen. Nach der Wassershow treten wir wieder in die Pedale und kämpfen gegen Steigung, Wind und Kälte an. Bergab nehmen wir natürlich nicht mehr die Straße, sondern folgen einem ausgeschilderten Wanderweg ins Tal hinunter. Wanderweg ist gut, es ist ein schmaler Pfad, der eher zum Beinbrechen als zum Laufen einlädt. Oft genug schieben wir die Räder lieber über die Steine, bevor wir uns auf die Murmel legen. Trotzdem macht das Zirkeln Spaß, kleine Brücken führen über rauschende Bäche, umgestürzte Bäume liegen auf dem Weg und enge Kurven fordern die ganze Aufmerksamkeit. Irgendwann sind wir am Ende unserer Kräfte und biegen doch lieber auf die Straße ab. Der Heimweg ist ja noch weit.

Nach einigen Orientierungsproblemen in Kirchzarten finden wir doch noch den richtigen Weg. In einer Sportlerklause trinken wir noch etwas und auch ein Stück Käsekuchen soll der Stärkung dienen. Das Örtchen Buchenbach kennen wir noch von gestern her, doch zum Thurner wollen wir nicht noch mal hochfahren, deshalb biegen wir auf einen Wanderweg Richtung Hinterzarten ab. Der Weg ist zunächst asphaltiert und steil, aber nach steil kommt bekanntlich … natürlich noch steiler. Ein schmaler Pfad führt uns in den Wald hinauf, so steil, dass wir ihn nur schiebend überwinden können. Hoffentlich geht das jetzt nicht 20 Kilometer so weiter. Nach wenigen hundert Metern sind wir erlöst. Wir erreichen einen guten Waldweg und können endlich wieder in die Pedale treten. Parallel zum Höllental, nur ein paar Höhenmeter weiter oben, strampeln wir nun von vierhundertundeinpaarzerquetschten bis auf über tausend Meter hinauf. Dabei mäandert der Weg um die Bergflanken herum, so dass uns die Entfernung doppelt so lang wie die Straße durch das Tal vorkommt. Und noch eine Kurve, und noch eine Steigung. So langsam geht uns der Saft aus.

Endlich erreichen wir Hinterzarten. Eine unnötige Schleife später stemmt sich uns noch ein 12 Prozenter in den Weg. Wir holen das Letzte aus den Beinen raus. Eigentlich müsste es doch längst bergab gehen, aber schon wieder sind wir auf fast 1.000 Metern oben. Der Parkplatz ist schon auf dem Display des GPS zu sehen, doch irgendwie sind alle direkten Wege gesperrt oder unfahrbar. Also noch eine Schleife um den Parkplatz herum, dann ein Stück bergab und die Uferstraße entlang gedüst. Zuletzt noch 50 Meter bergauf fetzen und dann stehen wir endlich vor dem Auto – geschafft, im doppelten Sinne!