Altmühltal 2008: Bericht zur Tour

Anfang September „mussten“ wir eine Woche Urlaub dazwischen schieben. Zum weiter weg Reisen war das zu wenig und um Zuhause zu hocken zuviel. Vroni wollte schon immer mal ins Altmühltal, also packten wir die Gelegenheit beim Schopfe und nahmen dieses Ziel genauer unter die Lupe. Da es diesmal wirklich ein Erholungsurlaub sein sollte, nahmen wir statt der Motorräder das Auto und luden die Fahrräder ein.

Die Fahrt nach Franken dauert von Karlsruhe aus nicht lange, so dass wir schon am Vormittag in Kelheim ankommen. Dieser Ort war zwar nicht unser eigentliches Ziel, aber wir wollen mit dem Schiff auf der Donau fahren und uns auch das Kloster Weltenburg anschauen. In Kelheim finden wir rasch den kleinen Hafen, das Schiff liegt auch schon am Kai. An der Kasse erfahren wir jedoch, dass wir am Main-Donau Kanal stehen und nicht an der Donau (peinlich). Einige Fußminuten später erreichen wir dann den zweitlängsten europäischen Strom und lösen die Fahrkarten. Nach kurzer Wartezeit besteigen wir zusammen mit zahlreichen anderen Touristen den Ausflugsdampfer. Gemächlich, da stromaufwärts, tuckert das Schiff Richtung Weltenburg. Über Lautsprecher wird einiges zum Fluss, der Umgebung und den Vorschriften für die Nutzung der Strecke (Naturschutzgebiet) erzählt. Demnach durften nur bestimmte Schiffe hier fahren, die unter anderem besonders leise sein müssen. Warum dann im hinteren Teil des Dampfers eine Musikkapelle lautstark zu Gange ist, können wir uns auch nicht erklären.

Die Donau schlängelt sich malerisch zwischen bewaldeten Kalksteinformationen (Fränkischer Jura) hindurch. Es gibt Strände, an denen sich Leute sonnen und auch im Fluss baden. Kurz hinter der Einsiedelei Klösterl, erreichen wir den Donau-Durchbruch. An dieser Stelle hatte sich vor langer Zeit der Fluss durch den Kalkstein gearbeitet. Heute ist dort die schmalste, mit 20 m aber auch tiefste Stelle dieses Donau-Abschnittes zu finden. Hinter dem Durchbruch kommt das Benediktinerkloster Weltenburg in Sicht, unter anderem auch berühmt für die älteste Klosterbrauerei der Welt. Am Anlegesteg stehen schon eine Menge Leute für die Rückfahrt an. Das kann ja was werden, wenn wir nachher wieder zurück wollen. Vielleicht hätten wir doch das Rad mitnehmen und auf dem parallel verlaufenden Weg zurück fahren sollen. Na ja, erstmal die Kulturstätte anschauen, dann sehen wir weiter.

Im Klosterhof geht es zu wie auf dem Jahrmarkt. Kein Wunder, hier gibt es gutes Bier und bei der Hitze wollen sich alle daran laben ;-). Da uns im Hof zuviel Trubel ist und die Kirche wegen einer Hochzeit momentan nicht besichtigt werden kann, nehmen wir zuerst einen steilen Weg unter die Sohlen und besichtigen die weiter oberhalb gelegene Kapelle. Dort sind wir fast alleine, der Durst hält die Massen wohl im kühlen Klosterhof. Beim Rückweg ruft plötzlich ein Kind seiner Mutter zu, „ schau mal Mama, der Mann hat ja lange Haare!“ Huch, wo sind wir denn hier gelandet? Ist das in Bayern verboten? ;-) Nach der Besichtigung der Klosterkirche machen wir uns auf den Rückweg zur Anlegestelle, in Erwartung einer langen Wartezeit. Doch wir haben Glück, das Schiff liegt bereits da und fast alle Leute sind schon eingestiegen. Kaum sind wir auf dem Dampfer, legt er auch schon ab fährt Stromabwärts nach Kelheim zurück.

Wir laufen noch ein wenig durch Kelheim und schauen uns dort Stadttore und Türme an. Bevor wir weiter fahren, kaufen wir noch Wasser und Apfelsaft ein, denn morgen ist Sonntag und für unsere Radtour brauchen wir Getränke. Danach fahren wir zu unserer ersten Unterkunft nach Gunzenhausen-Frickenfelden. Erste Unterkunft deshalb, weil unsere Wunsch-Pension in Windsfeld erst ab morgen Zimmer frei hat.

Nach dem Frühstück fahren wir zu unserer „richtigen“ Unterkunft weiter. Dort stellen wir das Auto ab und werfen uns in die Fahrradklamotten. Bis wir heute Abend unser neues Zimmer beziehen können, wollen wir die Zeit für eine Radtour nutzen. Gestern Abend haben wir uns eine schöne Strecke herausgesucht, wir wollen den Altmühl- und den Brombachsee umrunden. Dazu streifen wir an Gunzenhausen vorbei und nehmen dann den Radweg entgegen dem Uhrzeigersinn um den Altmühlsee. Das Wetter ist prima, so macht das Radeln richtig Spaß. Der See ist touristisch voll erschlossen, Badestrände und Cafés oder Kioske wechseln sich ab. Und weil heute auch noch Sonntag ist, sind wir natürlich nicht alleine auf dieser Strecke unterwegs. Meistens verläuft der Radweg parallel zum Spazierweg, so dass Fußgänger und Radler sich nicht in die Quere kommen, prima Idee! Am oberen Teil des Sees kann man über Stege in besonders geschützte Gebiete auf einer Insel laufen und dort die Pflanzen- und Tierwelt beobachten. Wir bleiben jedoch unseren Rädern treu und strampeln weiter um den See herum.

Nach dem der Altmühlsee umrundet ist, folgen wir dem Lauf des Altmühl-Überleiters Richtung Osten. Ein Stück weit hinter dem Heidweiher geht es durch den Wald weiter. Hier wechseln sich festgefahrener Erdboden und asphaltierte Abschnitte ab. Da es heute sehr warm ist, sind wir über den Schatten auf dieser Strecke sehr froh. Als der Wald sich wieder öffnet, sind wir am kleinen Brombachsee und fahren an dessen Nordufer entlang. Die Badestrände sind voll mit Leuten und auf dem Radweg ist der Teufel los. Wir flüchten vor der überfüllten Halbinsel nach Absberg, um dort in Ruhe Kaffee zu trinken. Doch zuerst müssen wir die steile Straße zum Ortskern hinauf fahren, die sich uns mit bis zu 17 % entgegen stemmt. Nach der Arbeit werden wir mit Kaffee und Eis belohnt, das wir auf einer ruhigen Terrasse mit Blick über die Seen genießen.

Schweren Herzens reißen wir uns vom Café los und fahren zum See zurück. Über einen Damm, der den großen Brombachsee vom Igelsbachsee trennt, folgen wir weiter dem Seeufer. Hier hinten ist zum Glück nicht mehr so viel los, dennoch herrscht einiges an Fahrradverkehr. Der reichliche Verkehr wäre ja nicht so schlimm, wenn die Leute nicht so fahren würden, als wären sie alleine auf dem Weg unterwegs. Ständig muss man fast in den Graben ausweichen, weil der Gegenverkehr meint, unbedingt zu zweit oder gar zu dritt schwätzend nebeneinander fahren zu müssen und keinen Deut zur Seite fährt. Genauso können einige Spaziergänger ihre Köter nicht unter Kontrolle halten, die kreuz und quer herumlaufen und die Leinen über den Weg spannen oder die Radfahrer anknurren. Am Ende des großen Brombachsees fahren wir auf einem Damm geradewegs nach Süden und biegen an dessen Ende zurück Richtung Westen ab. Hier ist am Ufer wieder einiges los. Ein Dampfer nimmt Passagiere auf, überfüllte Badestrände und Cafés säumen den Radweg. Nach einigen Kilometern erreichen wir wieder den kleinen Brombachsee und suchen uns dort eine Stelle zum Baden. Ich gehe nur kurz ins Wasser, mir ist es fast zu kalt, doch Vroni kann nicht genug bekommen und schwimmt weit hinaus – für meine Begriffe zu weit!

Nach der Abkühlung machen wir uns auf den Rückweg. Über Langlau und Rebenbühl erreichen wir Pfofeld und Dornhausen. Ab hier müssen wir ein Stück auf der B13 fahren, was mir gar nicht gefällt. Aber laut Karte können wir wegen einer fehlenden Brücke über die Altmühl nicht hinten herum nach Windsfeld gelangen. Zum Glück müssen wir nur ein kurzes Stück der gefährlichen Strecke überwinden, dann sind wir wieder auf  Nebenwegen unterwegs.

Für heute ist schlechtes Wetter vorausgesagt. Deshalb bleiben die Räder in der Garage und wir machen einen Ausflug mit dem Auto. Als erstes besichtigen wir Weissenburg. Hier gibt es eine schöne Stadtmauer, alte Türme und Tore, sowie Relikte aus der Römerzeit. Über letzteres informiert das Römische Museum in der Altstadt. Etwas außerhalb besichtigen wir das Römerkastell Biriciana, das im Wesentlichen aus dem restaurierten Nordtor besteht. Danach fahren wir nach Eichstätt weiter. Dieser Ort hat eine schöne barocke Altstadt, die von der Willibaldsburg überragt wird. Außerdem gibt es hier eine katholische Universität, einen Dom, der mit gotischen, romanischen und barocken Elementen beeindruckt, prachtvolle Klöster und reich ausgeschmückte Kirchen (da sieht man, wo das Geld steckt!). Bei Sonnenschein hätte das alles sicher noch viel schöner ausgesehen. Wenigstens ist es ausreichend warm und trocken, um ein schönes Eis zu essen.

Nun folgen wir dem Bett der Altmühl Richtung Treuchtlingen. Zwischen Mörnsheim und Solnhofen bauen wir eine unbeabsichtigte Schleife um den Lorenz- und Solnhofener Berg ein, deren Steigungen nicht unbedingt fahrradgeeignet sind – gut das wir in der Dose sitzen ;-). In Treuchtlingen besuchen wir noch eine Modelleisenbahnausstellung (der Eintritt hat sich leider nicht wirklich gelohnt) und suchen fast vergeblich nach einer römischen Ausstellung. Fast heißt, wir finden sie zwar, kommen aber wegen einer Baustelle nicht hin, na dann halt nicht. Als wir bei unserer Unterkunft ankommen, fängt es kurz an zu regnen. Nach 10 Minuten ist alles vorbei. Das war das angekündigte schlechte Wetter. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir mit dem Rad gefahren, statt in der Dose zu sitzen …

Nach dem wir gestern schon mit dem Auto das Altmühltal angerissen haben, fahren wir heute mit dem Rad die Strecke am Fluss entlang. Bis Treuchtlingen ist die Strecke eher unspektakulär. Es geht durch ebene Felder ohne wirkliche landschaftliche oder sonstige Highlights, einfach nur fahren. In Treuchtlingen genehmigen wir uns das leckerste Eis der gesamten Reise, bevor wir den Weg fortsetzen. Ab hier wird die Strecke erst richtig schön. Jetzt geht es auch mal wirklich an der Altmühl entlang, auf der sich einige Kanufahrer tummeln. In Pappenheim besichtigen wir die über 1000 Jahre alte Burg und erfahren dort, dass der Spruch „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer“, schon zur Zeit des 30jährigen Krieges in ganz Europa gebräuchlich war. Durch Schillers Drama „Wallensteins Tod“ wurde er erst richtig populär.

Auf dem weiteren Weg wechseln wir mehrmals das Ufer der Altmühl und folgen deren gewundenem Lauf. Hinter Solnhofen, an einem Berghang, stehen die so genannten 12 Apostel. Eine Reihe von Felstürmen aus dolomitischem Schwammkalk, die nach der Erosion des umgebenden weicheren Malmgesteins stehen geblieben sind. Stellenweise fahren wir durch schattige Waldstücke, hin und wieder laden Bänke zum Ausruhen und bewundern der Landschaft ein. Dann erreichen wir Eichstätt. Da wir uns gestern schon die Stadt angeschaut haben, überlegen wir uns nun die Taktik für den Rückweg. Wir entscheiden uns für die Variante mit der Eisenbahn. Gemeinsam fahren wir mit dem Zug bis Treuchtlingen. Dort steige ich aus und fahre mit dem Rad nach Windsfeld zurück. Vroni fährt bis Gunzenhausen weiter und muss dann nur noch fünf oder sechs Kilometer zur Unterkunft zurück radeln. Damit ich nicht die gleiche Strecke zurück muss, biege ich bei Bubenheim Richtung Weissenburg ab. Hier bekomme ich nun auch ein paar Höhenmeter zusammen und kann auch den Schnitt etwas in die Höhe treiben ;-). Mit Hilfe des GPS finde ich am Ende sogar einen Feldweg mit Übergang über die Altmühl, so dass ich nicht, wie Vorgestern, über die B13 fahren muss.

Heute ist ein richtiger Regentag :-(. Da auch eine Autotour bei Regen nicht besonders schön wäre, verbringen wir den Tag im Freizeitbad Juramare in Gunzenhausen. Hauptsache etwas Bewegung.

Nach Regen folgt immer Sonnenschein. So mussten wir nur einen Tag pausieren, denn heute ist das Wetter wieder radfahrgerecht. Vroni hat eine schöne Strecke zum Hahnenkammsee bei Hechlingen zusammengestellt. Die ersten Kilometer verlaufen auf ebenen Feldwegen, doch vor uns erhebt sich der Spielberg, mit dem gleichnamigen Schloss auf seiner Kuppe. Irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, genau da hinauf zu müssen. Tatsächlich steigt unser Weg immer mehr an. In der Ortschaft Spielberg zeigt mein GPS 17 % Steigung an – nicht schlecht für einen lt. Beschreibung sanft ansteigenden Weg ;-). Hinter Spielberg geht es dann noch weiter aufwärts, aber schon bald kommt eine lange Abfahrt nach Heidenheim hinunter. Kurz vor dem Ort können wir von der Straße auf einen Radweg wechseln, der uns um die Ortschaft herum führt. Bald darauf erreichen wir Hechlingen. Hier geht es noch mal steil den Berg hinauf. Von hier oben können wir nun schon den Hahnenkammsee sehen. Und auch, dass wir ihn auch ohne diese Steigung hätten erreichen können, wenn wir statt des Radweges die Straße genommen hätten ;-). Mir machen solche Hügel zwar nichts aus, da ich das Radfahren mittlerweile gewöhnt bin, aber Vroni kommt ganz schön aus der Puste. Doch die Erholung ist nun nicht mehr weit. Wir rollen den Berg hinunter und gönnen uns am Kiosk am See einen Eiskaffee. Danach ist Baden angesagt. Mir ist das Wasser zwar (wieder) zu kalt, doch meine „Wasserratte“ braucht nicht lange, um in den Teich zu springen.

Nach dem die Sonne (und unsere Handtücher) uns wieder getrocknet haben – äh, eigentlich nur Vroni, ich blieb ja an Land – machen wir uns wieder auf den Weg. Bergtechnisch gesehen hat meine Beste heute Pech, denn nun kommt wieder eine lange Steigung zum Hahnenberg hinauf. Ich hab die Strecke ja nicht rausgesucht … ;-) Nach einigen Orientierungsproblemen (warum sind Radwege oft so zweifelhaft ausgeschildert?) führt ein grober Schotterweg ein paar Höhenmeter nach unten, danach ein weniger grober Weg wieder nach oben, bis wir einen asphaltierten Weg erreichen. Bei Auernheim geht es dann auf einer Straße weiter. Die Strecke durch Ober- und Unterheumödern ist wegen Bauarbeiten gesperrt, doch mit den Rädern sind die Baustellen kein Hindernis. Danach kommt eine schöne Abfahrt durch das Heumöderntal, ein netter Waldweg, der uns direkt nach Treuchtlingen hinein bringt. Ganz klar, dass wir hier wieder zu „unserem“ Eiscafé fahren, in dem wir schon vor zwei Tagen waren. Nach der Schlemmerei bringe ich Vroni zum Bahnhof. Sie fährt wieder mit dem Zug nach Gunzenhausen, ich bleibe dem Rad treu. Auf der Rückfahrt gebe ich nun richtig Gas und bin am Ende noch eine halbe Stunde vor dem Mädel bei unserer Unterkunft ;-).

Unsere Radtour ist nun leider schon zu Ende, doch es geht noch nicht nach Hause. Wir fahren noch zum Motorrad-Reise-Treffen nach Gieboldehausen. Auf dem Weg dort hin stoppen wir in Rothenburg ob der Tauber und schauen uns das Fachwerk-Städtchen an. Wenn man sich die ganzen Touristen weg denkt ;-) ist es ein schöner Ort in dem es viel zu entdecken gibt. Neben den Sehenswürdigkeiten gilt es auch eine Leckerei des Ortes zu erkunden, die Schneeballen. Ein aus mürbem Eierteig hergestelltes Gebäck, das in speziellen Glocken ausgebacken wird. Standardmäßig werden diese Kugeln dann mit Puderzucker bestreut, aber es gibt auch noch andere Ausführungen, mit Schokolade oder Marzipan usw. Die Teile sind lecker, jedoch ist mir nach dem Genuss doch etwas komisch im Bauch. Irgendwie war das zuviel und zu süß für mich. Doch was soll’s, heute Abend, auf dem MRT, gibt es wieder genug Herzhaftes zum Ausgleich …