Eurovelo 2010: Nachholtour Tremola ⇒ Bericht zur Tour

Zum großen Bedauern einiger Teilnehmer, wurde bei der "Tour de Suisse 2010" die Fahrt über die Tremola zum St. Gotthard Pass aus Wettergründen und durch Minoritätsbeschluss ;-) ausgelassen. Hanspeter und ich wollen die Passfahrt nun nachholen ...

Da stehen wir nun mit unseren Rädern. Über uns eine dichte Wolkendecke, vor uns die Tremola. Das ist die alte Passstraße zum St. Gotthard Pass hinauf, die durch das Val Tremola führt. Das Besondere an dieser Straße ist, dass der Belag zum großen Teil aus Kopfsteinpflaster besteht. Lassen wir es also angehen …

Wir starten in Airolo und können zunächst über glatten Asphalt gleiten. Ab und zu überholen uns andere Radler, die am gerade stattfindenden Alpenbrevet teilnehmen. Zum Teil haben sie schon ein oder zwei Pässe hinter sich und sind trotzdem schneller als wir. Dafür müssen wir einen Kaltstart hinlegen, eigentlich brauchen wir alleine 20 Kilometer, bis wir warm sind und uns eingefahren haben – Hanspeter die Hüfte und ich meine Knie. Aber wir wollen nicht jammern, schließlich sind wir Männer, die den Herausforderungen in die Augen schauen ;-)

Das Kopfsteinpflaster ist grob, lässt sch aber besser fahren, als wir uns vorgestellt hatten. Zuerst sind nur einige Kehren mit dem holprigen Belag ausgestattet, nach ca. 3 Kilometern ist dann die komplette Fahrbahn bis zur Passhöhe gepflastert. Weiter oben beginnt die enge Serpentinenstrecke. Ein hübsches Mädel überholt uns im Wiegetritt, ihr strammes Popole lenkt uns von den Anstrengungen ab ;-). Das ist jetzt nicht sexistisch gemeint, es war wirklich ein schöner, sportlich ästhetischer Anblick! Von weiter oben in den Serpentinen hat man einen guten Blick nach unten, auf die hinter uns liegende Strecke. Dort sieht man eine Reihe der anderen Radler strampeln, der Eine oder Andere wird uns sicher noch einholen. Doch so langsam sind wir auch nicht unterwegs. Einige der Renner, die uns beim Einstieg überholt hatten, sind nun doch müde geworden und wir können an ihnen vorbei ziehen. Man darf allerdings nicht vergessen, dass sie schon einige Höhenmeter mehr als wir in den Knochen haben.

Nun liegt das letzte Stück vor uns. Kalter Nebel umgibt uns und die Feuchtigkeit zieht bis unter die Haut. Als wir die Passhöhe erreichen, fängt es an zu nieseln. Hanspeter und ich verziehen uns erstmal ins Café. Wir bestellen Milchkaffee und Blaubeerkuchen. Doch irgendwie habe ich mich auf der Karte verlesen, statt Blaubeerkuchen gibt es eine Schüssel voll Blaubeeren – ohne Kuchen. Egal, Hauptsache es schmeckt und die restlichen Kalorien holen wir uns halt später.

Der Regen lässt nicht nach. Wir ziehen uns die warmen Sachen an, die wir im Rucksack mitgeschleppt haben und rollen wieder ins Tal hinab. Rollen ist gut, wir holpern nach unten, denn das Kopfsteinpflaster rüttelt beim schnellen fahren mehr als beim langsamen Aufstieg. Da meine Bremsen bei Regen nicht ganz so gut ziehen, bekomme ich durch das starke Bremsen bei der Abfahrt fast Krämpfe in den Unterarmen. Die entgegenkommenden Radfahrer werden auch immer weniger. Ich glaube bei solchem Wetter bergauf fahren zu müssen ist schlimmer als hinab zu rollen. Aber wenigstens friert man bergauf nicht so ;-). Nach dem wir heiß geduscht haben, spazieren wir (mit Schirm) durch Airolo und besuchen das Café, das wir bei der Rückfahrt vom Rad aus gesehen haben. Dort belohnen wir uns mit einem leckeren Eis und beschließen die Sauwettertour mit einem heißen Cappuccino.

Am Morgen hören wir durch das offene Fenster, dass es immer noch regnet. Keine guten Aussichten für den heutigen Tag. Unser Wirt versorgt uns beim Frühstück mit den neusten Wetterdaten, aber die können unsere Mienen nicht erhellen. Wir fahren mit dem Auto zunächst an den Lago Maggiore, um dort die Lage zu sondieren. Da auch dort der Himmel weint, biegen wir ins Cento Valli ab. Dort ist es wenigstens nicht mehr ganz so nass, aber immer noch fahrraduntauglich. Trotzdem genießen wir die Fahrt durch die engen Täler und bewundern den Cento Valli Express und dessen Streckeführung durch Galerien und über Viadukte. Bei Domodóssola biegen wir zum Simplon ab. Die Straße hinauf zur Passhöhe  ist breit und verkehrsreich, vom Wetter abgesehen, wäre die Strecke also auch nichts für uns, obwohl wir den Pass gerne gemeistert hätten. Also fahren wir nach Brig hinunter und folgen dem Rhonetal. In Visp decken wir uns mit Wallisischen Aprikosen ein, bevor wir den Col des Mosses erklimmen. Im Restaurant auf der Passhöhe, „ersatzbefriedigen“ wir unsere vernachlässigten Radfahrwünsche mit Zwetschgenkuchen und Milchkaffee, bevor wir endgültig den Heimweg antreten.

Ökobilanz: 1.172 Kilometer mit dem Auto, um 27,5 Kilometer mit dem Rad zu fahren :-(.
Ja wir schämen uns dafür, aber Schuld hatte das Wetter …